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Ein Erfahrungsbericht!

Ich will meinen Beitrag mit einem Feedback beginnen. Es ist das Feedback einer Frau nach einer jener gleichgeschlechtlichen Begegnung im Tantra.

Liebe Petra,
hab vielen Dank für den gestrigen Abend, für dein Vertrauen, deine Ehrlichkeit, deinen Mut, uns Frauen einen sehr persönlichen Einblick in das Thema Tantra zu geben.
Es hat in mir zwiespältige Gefühle ausgelöst. Vielleicht hat diese Ambivalenz mit vernachlässigten Anteilen in mir zu tun, so dass ich Schwierigkeiten hatte, mich einzufühlen. Eher ging ich in Resonanz mit männlichen Anteilen, die doch eigentlich an deiner Position sein sollten. Mein Problem wäre dabei aber möglicherweise das Empfangen, mehr noch als das Geben wollen. Was hat mein Körper als Gefäß meiner Seele verdient?
In meinen erstaunlich vielen intimen Beziehungen mit Männern habe ich mich meistens mehr aktiv als hingebungsvoll, also eher unweiblich erlebt und immer die Kontrolle bewahrt. 
Nun möchte ich gern auch meine andere weibliche Seite kennenlernen. Vielleicht ist das Fesseln ein möglicher Weg dahin? Jedenfalls bin ich neugierig geworden. 
Ich bin dir dankbar für deine Informationen, Anregungen und den ersten visuellen Eindruck, der mir dabei hilft, mich ein Stück weiter in meinem individuellen Lebensplan zu erkennen.
Im Schlusskreis habe ich an meiner linken Hand deine emotionale Ergriffenheit spüren können. Es hat mich sehr berührt. Ich selbst erlebe in letzter Zeit öfters, wie sich sehr Emotionales aus der Tiefe meines Seins meldet, ohne dass ich es immer seiner Quelle zuordnen könnte. Dann denke ich, da will noch etwas erlöst werden. Das Leben bleibt spannend, auch jenseits der Wechseljahre! 
Mauria

Mauria war Teilnehmerin eines Frauenkreises an einem Abend mit dem Thema „Tantrische Fesselmassage“. Wie kam ich zu diesem Thema und zur Gestaltung eines solchen Abends in Frauenrunde?

Hauptsächlich durch Selbsterfahrung! 

Ich besuchte damals als zahlender Gast Tantramassagen verschiedenster Art und war eine Exotin in diesem Studio. Fast nur Männer waren die Gäste der massierenden Frauen. Für mich war dies gut, denn ich hatte damit nur die Wahl zwischen verschiedenen Masseurinnen. Bei einer dieser Massagen erlebte ich unter anderem erstmals einen richtigen vaginalen Orgasmus. Doch vor allem erlebte ich die vielfältigen wunderbaren Berührungen und rituellen Sequenzen, die mir Zugang zu meinem Körper, zu Herz und Seele öffneten. Damals war ich total unerfahren in Sachen Tantra und wagte somit ein Abenteuer. 

Daraus entstand der Wunsch auch selbst Massagen geben zu können und ich besuchte Massageseminare. Bei diesen praktischen Übungen spürte ich erstmals wie wunderbar sinnlich sich ein Frauenkörper anfühlt. Anders als im Massagestudio waren im Seminar mehr Frauen als Männer vertreten. Ich lernte den Unterschied zwischen gleichgeschlechtlichen und gegengeschlechtlichen Berührungen hautnah kennen. Schließlich traute ich mich mit diesem Wissen in der Frauengruppe einen Abend zu gestalten. Fesseln in Verbindung mit Massage gefiel mir besonders. 

Mit Mauria, welche mir obiges Feedback gab, machte ich später eine private Fesselmassage. Sie bat mich darum und für mich war es eine gute Gelegenheit zum Üben und ein gelungener Abend dazu. Es war meine erste aktive gleichgeschlechtliche Begegnung. Das Feedback danach warf einerseits Fragen auf.

  • Wie erkenne ich meine Grenzen und wodurch kann ich diese Grenzen erweitern? Sollte ich dafür Dinge zulassen, die ich nicht will?
  • Gestatte ich mir gleichgeschlechtliche Erfahrungen zuzulassen, obwohl ich heterosexuell bin?
  • Will ich Dinge erleben, die nach Moral und Gewissen eigentlich nicht für mich bestimmt sind?

Andererseits ermutigte mich ihr Feedback zu weiteren solchen kleinen gleichgeschlechtlichen Exkursionen. Diesmal sollte es gleich ein ganzer Abend mit Delia sein. Danach schrieb ich:

Liebe Delia,
Danke für den schönen Abend! Da haben wir uns tatsächlich ganze 8 Stunden miteinander vergnügt. Eine so lange Zeit hätte ich nicht zu hoffen gewagt. Am Anfang war ich recht angespannt. Ich hatte ein kleines Konzept für den Ablauf geplant mit Whirlpool, Essen und Massage. Auch hatte ich mir im Vorfeld viele Gedanken gemacht, was ich anziehe, mitnehme und wie es überhaupt sein wird. 
Nun: Es war einfach super gelaufen, fand ich. Ich hatte auch wirklich keinen Bedarf nach sexueller Erfüllung. Irgendwie fand ich dieses Beisammensein von Frau zu Frau sehr stimmig. Meine anfängliche Anspannung löste sich mit jeder verbrachten Stunde mehr und mehr. Ich war schließlich relaxt bis in die Fingerspitzen. Dieses Gefühl war absolut neu für mich! Und sehr bereichernd dazu. Ganz anders als mit Männern eben. 
Petra

Auch die Antwort von Delia sei an dieser Stelle eingeflochten. Ich könnte nicht besser formulieren, was eine gleichgeschlechtliche Begegnung im tantrischen Sinne ausmacht.

Liebe Petra,
in einem Punkt hast du mehr als Recht. Männer können das nicht geben, geschweige denn annähernd nachvollziehen, was zwei Frauen miteinander spüren und erleben können. Das liegt definitiv auf einer anderen Ebene, sowohl mental als auch sexuell. Deshalb habe ich es sehr genossen, denn es ist leider lange her, dass ich einer Frau so nah sein durfte. So eine Kombination aus leichten Körperreizen und so viel Zärtlichkeit bekommt man von keinem Mann. Ich fand diese Mischung einfach nur schön, erregend und sehr sinnlich. 
Deine anfängliche Scheu mit den Seilen habe ich gespürt. Ich empfand aber schon, dass du durchaus erfahren bist. Es hat alles gepasst inklusive dem schönen Orgasmus, den du mir zum Schluss gegönnt hast. Du hast ja gemerkt, wie empfindsam ich an vielen Stellen des Körpers bin. Du hast das schnell herausgefunden und genutzt. 
Es war ein wunderschöner, entspannter, aber auch genussvoller Abend für mich als Frau. 
Delia

Klingt nach Sahnehäubchen spiritueller Praxis?

Nun ja: Eigentlich habe ich nie darüber nachgedacht, ob Sahnehäubchen oder nicht, nicht über Grenzen und nicht über irgendeine Kategorisierung in Basis und Zutaten. Ich glaube, diese Fragen sind kopfgesteuert. 

Ich sehe alle diese Erlebnisse als Abenteuer! Irgendwann bricht man auf in ein Land „Namenlos“. Dann geht es weiter und weiter. Mit der Zeit wird man sicherer, erfahrener und kann auch besser unterscheiden, was interessant und erlebenswert erscheint und was eher nicht zu mir gehört. 

Warum will man Dinge erleben, die man für sich nicht stimmig findet? 

Warum will man Dinge nicht erleben, die Wachstumspotenzial haben?

Zum Beispiel bin ich vor dem Eintritt in die tantrische Welt durch physischen Schmerz bei sadomasochistischen Spielen gegangen. Es war mir erst danach klar, dass dieser Schritt für mich nötig war als Türöffner für wunderbare tantrische Reisen, für gelebte spirituelle Praxis. 

Bleibt die Frage zu beantworten:

Was ist schlimm an gleichgeschlechtlichen sexuellen und tantrischen Erfahrungen? 

Ich kannte die Wirkungen solcher Begegnungen vorher nicht. 

Dann dachte ich: In meinem Alter ist das doch jetzt egal. 

Erkenntnis: Erst durch diese intimen Begegnungen mit Frauen konnte ich nach und nach zu wirklich erfüllenden sexuellen Erfahrungen gelangen. 

Vielleicht sogar etwas näher zu mir selbst als Frau.

Ja! Eigentlich habe ich meine Grenzen durch diese Begegnungen nie erfahren. Ich hatte endlich Gelegenheit, um hinter die Grenzen zu sehen und zu gehen, die ich mir selbst bis dahin gesteckt hatte. 

Text: Petra L. alias Ellinor Ehrhardt (Pseudonym)

Website: http://e.ehrhardt.pageonpage.com/

Über Grenzen gehen

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