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„Tantra & BDSMagie – lustvoll, energetisch, transformativ“

Die bewusste Verbindung von Tantra und BDSM ist ein lustvoller, energetischer und transformativer Zauber für Heilung. Es gibt leider noch viele Vorurteile über BDSM:  „Das ist menschenverachtend“, „Das ist sittenwidrig“, „Die machen sich weh“, „Die sind pervers“ und viele mehr. Wie soll dies mit tantrischer Achtsamkeit und Herzensliebe zu vereinen sein?

Licht und Schatten

Wenn wir heute von Tantra sprechen, meinen wir das Neo-Tantra, einen spirituellen Weg der Selbsterkenntnis. Es ist auf die heutige Lebenswirklichkeit der westlichen Menschen angepasst und vereinigt in sich verschiedene Strömungen aus Sexualwissenschaft, Psychotherapie, Meditation, Schamanismus, Yoga und Körperarbeit auf Basis spiritueller und tantrischer Philosophien. Der selbsterkenntliche Focus liegt auf Themen wie Bewusstheit, Körperlichkeit, erotische Sinnlichkeit, Selbstliebe, Achtsamkeit, Langsamkeit, Liebe, Herzöffnung, Freude, Freiheit, Leichtigkeit, Spaß, Ekstase etc. Ich fasse sie unter dem Begriff „Lichtthemen“ zusammen.

Aber wo Licht ist, ist auch Schatten. Diese werden meist ausgespart, da sie „nicht ins Bild „eines „Wohlfühltantras“ passen und unangenehm sind. Da kommen wir zu SM, genauer gesagt BDSM. Dies ist auch ein Weg der Selbsterkenntnis, eine Lebensweise und Philosophie. Der selbsterkenntliche Focus im Rahmen eines einvernehmlichen Machtaustausches liegt auf Themen wie Schuld, Angst, Scham, Wut, Demut, Erniedrigung, Missbrauch, Hass, harte erotische Sinnlichkeit, Hingabe, lustvoll benutzt werden, purer sexueller Lustgewinn etc. – egal aus welchen Gründen auch immer und das ist auch gut so.

Ich fasse sie unter dem Begriff „Schattenthemen“ zusammen. BDSM ist eine Wortschöpfung, die verschiedene Begriffe miteinander vereint. Bondage und Disziplin, Dominanz und Submission, Sadismus und Masochismus. Diese Begriffe spiegeln den weiten Raum, den BDSM umspannt. Dazu kommen noch verschiedene Fetische und sexuelle Spielarten, welche in diesem Kontext ausgelebt werden. Manche sind nicht alltäglich – früher sogar als pervers bezeichnet worden.

Tantra kennt kein „Gut und Böse“

Gerade da kommt das ursprüngliche Tantra ins Spiel. Dieses hinterfragt gesellschaftliche Normen und Moralvorstellungen. Im Neo-Tantra hat sich so eine Trennung in „Gut und Böse“ in Bezug auf BDSM ergeben. Tantra kennt kein „Gut und Böse“, es umfasst alles.

Die Sexualität ist Spiegel der Gesellschaft. Jede Gesellschaft hat die Sexualität, die sie „verdient“. Nicht der einzelne Mensch ist „krank“ – unsere Gesellschaft ist „krank“. In unserer Gesellschaft werden die Menschen schon als Kind von sich selbst entfremdet: „man muss funktionieren“, „ein braves Kind sein“, „sich anpassen“, „nur nicht aus der Reihe tanzen“, „was leisten“ etc. Dies führt dazu, dass wir uns verbiegen und unsere eigenen Bedürfnisse und Wünsche unserem Umfeld anpassen.

Über die Jahre legen wir uns eine „Rüstung“ an, die uns vor der äußeren Welt schützen soll, aber auch vor den „Schatten“ in unserem Inneren – den nicht gelebten Persönlichkeitsanteilen. Wir verhärten immer mehr und das freie Fließen der Lebensenergie wird stark eingeschränkt. Es können psychosomatische Beschwerden und Depressionen entstehen. Der Mensch ist von seiner Lebensenergie und sexuellen  Kraft getrennt. Dies wird auch von manchen Religionen und totalitären Staaten induziert. Die Folge: Entfremdung und Manipulierbarkeit.

Von Natur aus ist der Mensch jedoch auf Heilung angelegt und er strebt soweit er kann danach, dass es ihm gut geht. Da kommt die unterdrückte stärkste Kraft des Lebens – die Sexualität – kompensativ aus anderen Ecken wieder hoch. Dies ist besser, als depressiv zu werden. Sexualität ist so vielfältig wie es Menschen gibt. Jeder Mensch hat seine individuellen sexuellen Phantasien und Vorlieben. Diese werden durch die Erfahrungen des Menschen geprägt. So entstehen immer mehr begrenzende  Fetische und Perversionen als Ersatz für eine freie, selbstbestimmte, körperlich bewusst gelebte Identität und Sexualität.

Dies geschieht oft in Verbindung mit Scham- und Schuldgefühlen unter dem Einfluss von Religion und gesellschaftlicher Moral. In diesem Kontext ist BDSM eine Spielwiese für die unterschiedlichsten sexuellen Vorlieben. Diese sind, solange niemandes Grenzen verletzt werden (Grundsatz im BDSM), alle ein Ausdruck gesunder Sexualität und Lebensenergie, so sonderlich sie auch sein mögen. In diesem Sinne ist „Perversion gesünder als Depression“.

Tiefgehende Prozesse

Die bewusste Arbeit mit Energie und  sexuellen Phantasien im Rahmen der vielfältigen Möglichkeiten im BDSM – insbesondere in Rollenspielen mit Machtgefälle – ermöglicht tief gehende transformative Prozesse. Grundlagen dafür sind:

  • Das tantrische Ritual
  • Die Schaffung eines „magischen Ichs“ (in Wunschrolle schlüpfen und Alltags-Ich hinter sich lassen)
  • Sexuelle Anziehung: Die tantrische Energielehre unterscheidet die sexuelle Energie in die Polaritäten Yin und Yang. Jeder Mensch hat eine eigene Energiesignatur, ein natürliches Verhältnis dieser verschiedenen Energieanteile in sich. Jeder Mensch ist bestrebt „ganz“ zu werden und sucht sein fehlendes „Energiepuzzlestück“. Dies ist die Basis sexueller Anziehung.
  • Machtaustausch: Die BDSM-Energielehre unterscheidet die sexuelle Energie in die Polaritäten passiv und aktiv. Es wird ein einvernehmlicher Machtaustausch in einen submissiven und einen dominanten Part vereinbart. Dies erhöht die sexuelle Spannung.
  • Körperlich-sinnliches Spiel von zart bis hart – bestenfalls mit allen Sinnen: Sehen (z.B. Outfit), Hören (z.B. Peitschenknall), Riechen (z.B. Naturseile), Schmecken (z.B. Dominakuß, lecken), Fühlen (z.B. Seil auf der Haut)
  • Mind play: Das Spiel mit Worten, um den Geist abzuholen (dirty talk)
  • Zentrales erotisches Thema: Spiel mit den Schatten und im Körper gebundenen Emotionen (Erleben heißer erotischer Phantasien)

Dies alles vermischt sich zu einem transformativen Zauber, der auch harte Körperpanzer schmelzen kann. Hier ein Beispiel von mir: Früher war ich schüchtern und versteckte meine weibliche Seite. Dadurch war ich von mir entfremdet und in Scham- und Schuldgefühle verstrickt. Mit Hilfe von Dominas, die mich fesselten und unter „Zwang“ in ein weibliches Wesen verwandelten, konnte ich diesen Persönlichkeitsanteil integrieren. Durch die Fesselung und den „Zwang“ gab ich die Kontrolle ab. Endlich konnte ich mit gutem Gewissen und voller Lust das erleben, was ich mir sehnlichst wünschte. Dadurch gewann ich später die Freiheit, meine weibliche Seite offen zu leben.

Die bewusste Verbindung von Tantra und BDSM hat magische Qualität. Sie ist Energiearbeit auf der Ebene aller Chakren. Dadurch können alchemische Prozesse in Gang kommen, die Angst in Mut, Kampf in Friede, Flucht in Ankommen, Schuld in Verantwortung, Scham in Stolz, Eifersucht in Vertrauen, Selbstverachtung in Selbstliebe, Wut in Sanftmut, Hass in Liebe, Ohnmacht in Macht, Ruhelosigkeit in meditative Stille, Schmerz in Lust, Leid in Freude, Schweigen in Tönen, Starre in Beweglichkeit, Schwere in Leichtigkeit, Anhaftung in Loslassen, Unfreiheit in Freiheit, und vieles mehr verwandeln.

Grundlage und Katalysatoren dieser transformativen Prozesse und ekstatischen Erfahrungen sind bewusste Energiearbeit und tiefe Herzensliebe. Wenn alle Handlungen von bedingungsloser Herzensliebe getragen sind (die Herzenergie vor allen anderen Chakrenenergien steht), dann ist persönliches Wachstum und Heilung im Sinne von „ganz werden“ (Integration verdrängter Persönlichkeitsanteile etc.) möglich.

Text: Maya Maga

Webseite: www.tantra-bdsm.eu

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