Print Friendly, PDF & Email

„Der Sinn des menschlichen Daseins ist das Glück.“ (Aristoteles)

Glücklich durch positives Denken?

Es ist schon viele Jahre her, da hörte ich immer wieder, ich müsse mir das, was ich mir wünsche nur plastisch genug vorstellen. Visualisiere jeden einzelnen Moment, jede Begegnung, jede Handlung, jeden Schritt auf dem Weg zu deinem Traum, dann … ja, dann wird sich dem Gesetz der Resonanz zufolge all dieses Glück in meinem Leben ganz automatisch manifestieren. Ich habe es immer wieder probiert. 

Wenn meine Visualisierungen sich nicht realisieren wollten, gab es ganz einfache und natürliche Erklärungen dafür: Ich habe mich nicht genug angestrengt. Ich habe wichtige Details weggelassen. Ich habe notwendige Schritte übersprungen. Ich habe nicht wirklich an mein Glück, meinen Traum geglaubt.

Habe ich einfach nur in einer Parallelwelt gelebt?

Jeder ist seines Glückes Schmied!

„Jeder ist seines Glückes Schmied!“ lautet eine Redensart. Sie besagt, dass jeder für sein Glück selbst verantwortlich ist. Wer zu Glück, Erfolg und Zufriedenheit kommen will, sollte sich nicht auf den Zufall oder die Hilfe anderer verlassen. Ein Glaubenssatz, der – anders formuliert – auch heißen könnte: Wenn du nur hart genug an dir arbeitest, kannst Du alles schaffen, was Du willst! Der Unterschied zum positiven Denken besteht eigentlich nur darin, dass der Glücksschmied sein Werkstück in die Hand nimmt und ganz bewusst die Materie formt, um seinem Glück auf die Sprünge zu helfen.

Wenn das stimmt, was haben dann all jene „falsch“ gemacht, die am Rande des Existenzminimums leben, die unverschuldet ihren Job oder ihre Gesundheit verloren haben? Ist diese Redensart dann nicht eine zynische Verunglimpfung von Menschen, die in ihrem Leben bislang weniger „Glück“ hatten?

Je mehr ich übe, desto mehr Glück habe ich

„Glück ist, was passiert, wenn Vorbereitung auf Gelegenheit trifft.“ (Seneca) Eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt.

Der Profigolfer Bernhard Langer soll einschlägigen Berichten zufolge 1981 bei einem Turnier in England mit einem unglücklichen Schlag den Ball in die Astgabel eines Baumes befördert haben. Anstatt den Ball aufzugeben und einen Strafschlag zu kassieren, kletterte Bernhard Langer in den Baum und schlug den Ball zurück ins Green.

Nach dem Spiel sprach ihn ein Reporter an und meinte, dass er mit diesem Schlag ja nun wirklich sehr viel Glück gehabt hätte. Worauf Bernhard Langer erwidert haben soll: „Wissen Sie, je mehr ich trainiere, desto mehr Glück scheine ich zu haben.“

Muss ich jetzt Golf spielen, um mein Glück zu trainieren? Ich glaube nicht. Es gibt einige wesentlich einfachere Dinge. Zum Beispiel Dankbarkeit.

Wofür kann ich dankbar sein?

„Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.“ (Francis Bacon)

Es gibt zahlreiche Studien die nachweisen, dass Dankbarkeit eine positive Wirkung auf Gesundheit und Lebenszufriedenheit hat. Dankbarkeit macht glücklich. Dankbare Menschen sind insgesamt optimistischer, einfühlsamer, gesünder und belastbarer als andere. 

Es gibt viele Dinge, für die wir dankbar sein können: Auf welche Eigenschaft kann ich stolz sein, die mir ermöglicht hat, heute zu sein, wer oder was ich bin und wo ich im Leben stehe? Womit habe ich einen anderen Menschen glücklich gemacht? Welche Schönheit in der Natur zeigt sich mir gerade? Welche intensiven Momente habe ich mit anderen Menschen erlebt? Wofür kann ich dankbar sein?

Und dann waren da noch die Glückshormone …

Glückshormone sind körpereigene Botenstoffe, die in ihrem Zusammenspiel unser Wohlbefinden steuern. Wer kennt nicht Oxytocin, das „Kuschelhormon“? Mindestens zwanzig Sekunden sollte eine Umarmung dauern, damit es ausgeschüttet wird. Dann fördert es die Empathie, Vertrauen und baut Stress ab. Serotonin ist als Wohlfühlhormon bekannt. Es erzeugt Gefühle von Ausgeglichenheit, Wohlbefinden und Zufriedenheit. Wie kann ich diese Botenstoffe in meinem Körper aktivieren?

Serotonin wird vermehrt ausgeschüttet, wenn der Körper dem Tageslicht ausgesetzt ist. Wenn ich meine Bewegung an der frischen Luft mit sportlicher Betätigung kombiniere, fördere ich die Ausschüttung von Endorphinen, Dopamin und Adrenalin, was meine Motivation, meine Konzentration und meinen Mut steigert. (Selbst-)Berührungen, Umarmungen und Küsse verbessern die Ausschüttung von Oxytocin und Phenylethylamin. 

Bleibt noch zu erwähnen, dass Ernährung, Entspannung und nicht zuletzt Lachen spürbare Auswirkungen auf die hormonelle Situation im Körper und damit auf die Entstehung von Glücksgefühlen haben.

Was hat das alles mit Tantra zu tun?

Als Tantriker üben wir alles, was unser Leben glücklich macht. Beginne den Tag an der frischen Luft und trainiere deine körperliche Fitness. Übe dich in Selbstliebe und arbeite mit kontemplativen Visualisationen (Yantras). Meditiere und bereite deine Mahlzeiten frisch und gesund. Die 64 Künste des Kamasutram geben reichlich Anregungen für Lust- und Glücksfördernde Studien und Fertigkeiten.

Immer wieder treffe ich auf Menschen, die ihr Glück in Tantraseminaren suchen. Viele messen ihre tantrische Erfahrung an der Anzahl der absolvierten Seminare. Andere finden ihr Glück in einem mehr oder weniger passenden Partner und bleiben dann weg (siehe auch „Partnersuche …“). Nach einigen Monaten oder spätestens Jahren sind sie wieder in einem Tantraseminar, weil das Feuer der Beziehung erloschen ist. 

Tantra macht man nicht, man lebt es (siehe auch „Das Leben als Ritual verstehen“). Nicht an einem Seminarwochenende, sondern rund um die Uhr. Es ist eine Frage der Disziplin. Und der Bewusstheit. Manchmal gelingt es mir. Dann erlebe ich das Jetzt als den Moment des Glücks. Und in allen anderen Momenten sei mir diese Weisheit eingedenk:

Achte gut auf diesen Tag,

Denn er ist das Leben –

Das Leben allen Lebens.

In seinem kurzen Ablauf

Liegt alle Wirklichkeit und

Wahrheit des Daseins,

Die Wonne des Wachsens,

Die Größe der Tat,

Die Herrlichkeit der Kraft – 

Denn das Gestern ist nichts als ein Traum

Und das Morgen nur eine Vision,

Das Heute jedoch – recht gelebt –

Macht jedes Gestern zu einem Traum voller Glück

Und jedes Morgen zu einer Vision voller Hoffnung.

Drum achte gut auf diesen Tag!


Text: Klaus Gabriel Peill

Webseite: www.quinta-essentia.de

Der Sinn des menschlichen Daseins ist das Glück
Markiert in:                        

Klaus Peill

Klaus Gabriel Peill, Jahrgang 1961, Tantra- und Reiki-Lehrer, Familiensteller und spiritueller Wegbegleiter. Als ausgebildeter Bankkaufmann, Elektroingenieur und Tonmeister war er 20 Jahre in der Vermarktung professioneller Audiotechnik tätig. Seit April 2010 selbständiger Gesundheitspraktiker (BfG) mit Schwerpunkt Persönlichkeitsbildung leitet er Seminare und gibt körperorientiertes Einzel- und Paarcoaching als Lebenshilfe und Begleitung in Lebenskrisen & Veränderungsprozessen.

See all posts by klaus

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.