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Can’t buy me love …

… sangen die Beatles 1964. „Ich mache mir nichts aus Geld, denn mit Geld kann ich mir keine Liebe kaufen.“ Und doch sprechen wir von der „käuflichen Liebe“ und meinen damit aber Sexualität. Wie kann ich mit Tantra mein volles Potential entfalten und was kostet mich das?

Im Tantra geht es um Sexualität, als stärkste Lebenskraft, aber auch um (Herzens-)Liebe und und darüber hinaus noch mehr: nämlich um Spiritualität. Wenn wir die Frage stellen „was Tantra kosten darf“, müssen wir daher alle diese Aspekte mit beleuchten. Tantra ist ein spiritueller Pfad. Es ist ein Weg der Selbsterkenntnis und bewussten Lebensgestaltung und dient der Entfaltung des größtmöglichen menschlichen Potentials. Tantra lehrt uns, Lebensenergie bewusst zu lenken und zu nutzen. Die stärkste Lebensenergie liegt in der Sexualität. Die Frage lautet also: was ist es mir wert, mein Leben bewusst zu gestalten und mein volles Potential in diesem Leben zu entfalten? Welchen Preis (nicht nur materiell) bin ich bereit, dafür zu zahlen?

Wofür geben die Deutschen ihr Geld aus?

In unserer Gesellschaft wird nahezu jedes Wirtschaftsgut und jede Dienstleistung in Euro und Cent bewertet. An dieser Stelle frage ich mich, wofür (beispielsweise) die Deutschen ihr Geld ausgeben. Ich finde in der Online-Ausgabe der Welt folgende Zahlen für 2016, die sich weitgehend mit den Zahlen des Deutschland-Portals decken:

  • 35,3 % Wohnen
  • 13,8 % Ernährung
  • 13,5 % Verkehr
  • 10,4 % für Freizeit
  • 5,8 % Ausgehen
  • 6,1 % Innenausstattung
  • 4,4 % Bekleidung
  • 4 % Gesundheit
  • 2,5 % Kommunikation
  • 0,7 % Bildung

Das Erschreckende ist dabei aus meiner Sicht, dass der Durchschnitts-Deutsche offenbar weniger als 1 % seines Einkommens in Bildung investiert. Im Klartext gesprochen: „die Entfaltung meines vollen Potentials ist mir weniger als ein Hundertstel meines Einkommens wert.“! Dabei unterscheide ich bewusst nicht zwischen klassischer Weiterbildung in privater oder beruflicher Hinsicht und einer Persönlichkeitsentwicklung in spiritueller Hinsicht.

Mein volles Potential leben?

Um das volle Potential Deines Lebens zu entwickeln, bieten Tantra und andere spirituelle Wege Werkzeuge auf unterschiedlichen Seins-Ebenen an. Die Reihenfolge der Nennungen besagt nichts über deren Priorität. Alles ist von gleicher Wichtigkeit und geht Hand in Hand.

„Mens sana in corpore sano“ – ein gesunder Geist wohnt in einem gesunden Körper. Daher gilt es, sich um Gesundheit, Fitness und Wohlbefinden im eigenen Körper zu kümmern – inklusive einer zufriedenstellenden Sexualität. Berufliche und private Beziehungen sollen frei von Verstrickungen sein. Bin ich im Frieden mit den Mitgliedern meiner Familie, mit Vater und Mutter, meinen Chefs, meinen Kollegen? Oder gibt es immer wiederkehrende Konflikte?

Arbeite ich, um zu leben oder lebe ich um zu arbeiten? Bin ich mit Spaß und Freude bei meiner Arbeit und sehe einen Sinn darin? Bringt meine Arbeit mir auch ein Erfolgserlebnis? Wie ist mein Verhältnis zu meiner Umwelt, meinem Heimatland, zur Welt? Ist es mir egal, was um mich herum geschieht, z. B. der Klimawandel oder habe ich einen Standpunkt, den ich auch vertrete und für den ich mich engagiere?

Welchen Sinn finde ich im Leben? Bin ich mir meines Selbst bewusst? Bin ich in Kontakt mit der Quelle meiner Kraft? Und bin ich bereit, kontinuierlich zu lernen und zu wachsen? Mit diesen Fragen einher geht auch die Fähigkeit zur Dankbarkeit, dem gesunden Umgang mit unterschiedlichsten Emotionen und damit die Voraussetzung für Zufriedenheit und Glück zu schaffen.

Welchen Prozentsatz der mir zur Verfügung stehenden Geldmittel und der mir zur Verfügung stehenden Zeit setze ich ein, um mein volles Potential zu entfalten? Ganz ehrlich?

Das Gesetz des Ausgleichs

In unserer polaren Welt gilt es eine Balance zu wahren, einen Ausgleich zu schaffen zwischen Geben und Nehmen. Ich kann mir Lebensmittel im Reformhaus oder im Supermarkt kaufen, Kleidung bei Markenherstellern oder No Name-Lieferanten und Sexualität bei Prostituierten erkaufen oder hoffen, sie in einem Swinger-Club oder bei einem Tantra Seminar zu finden. Manchmal werden meine Erwartungen und Hoffnungen für „kleines Geld“ mehr als erfüllt, manchmal enttäuscht – auch das ist Ausgleich.

„Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, das nicht irgendjemand ein wenig schlechter machen und etwas billiger verkaufen könnte.“ sagte John Ruskin (brit. Sozialphilosoph im 18. Jh.). Wer bereit ist, für Entwicklung, Wachstum und Heilung einen Preis zu bezahlen – sei es nun Geld und/oder Zeit – der wird gemäß dem Gesetz des Ausgleichs in seinem Leben erhalten, was er bereit ist zu geben. In unserer Zeit ist es für die meisten Menschen immer noch normal (und da fällt es auch mir schwer, mit gutem Beispiel voranzugehen), für möglichst kleines Geld möglichst viel zu erhalten. Also wenig geben, aber viel nehmen.

Meiner Meinung nach befindet sich die Menschheit derzeit in einem Umbruch, der – wenn alles „gut“ geht, einen Bewusstseinssprung zur Folge haben kann. Werden wir uns darüber klar, welche Entwicklung die Menschheit nimmt, wenn wir so weitermachen wie im Hier und Jetzt praktiziert.

„Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nähret sie doch … Sorgt euch nicht ums Morgen, denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Die Sorgen von heute sind für heute genug.“ (Mt 6, 25-34). Ein Leben nach diesem Bibelzitat wird einen Bewusstseinssprung verhindern.

Es ist höchste Zeit, dass die Menschheit – und damit meine ich jeden Einzelnen (auch mich selbst!) – die Entwicklung ihres vollen Potentials in die Hand nimmt. Dass wir uns um unsere Körper, unsere Beziehungen, eine sinnvolle Arbeit, die Umwelt und unser Glück kümmern. Lediglich 1 % meines Einkommens dafür zu investieren ist viel zu wenig! Ich behaupte, dass die Hälfte meiner Zeit und meines Einkommens ein angemessener Teil sind, der die Entfaltung meines vollen Potentials wertschätzt.

Der Lohn des Lehrers

Tantra ist ein Weg der Bewusstheit, der Selbsterkenntnis und der Befreiung von äußeren Zwängen. Der Weg ist ein Weg des Wachstums. Wachstum hat (s)einen Preis, den mensch auch mit materiellen Mitteln (Geld) ausgleichen kann. Doch letztendlich ist es nicht das Potential des Lehrers, das den Erfolg des Wachstums bestimmt, sondern das Potential des Schülers!

Auch ein Lehrer lebt nicht von der vielzitierten „Luft und Liebe“. Er bestreitet seinen Lebensunterhalt mit dem was ihm der Schüler auf der materiellen Ebene gibt. Seine Arbeit bereitet dem Lehrer Freude und den Sinn und Erfolg seiner Arbeit findet der Lehrer im Wachstum des Schülers. Das ist das größte Geschenk, welches ein Schüler seinem Lehrer machen kann. Als Geschenk kann dieser Teil des Ausgleichs daher auch nicht materiell beziffert werden.

Fazit: Wieviel Zeit und wieviel Geld ein Mensch auch immer in die Entwicklung seines Potentials investiert – am Ende ist es eine Investition in eigenes Wachstum und eigene Heilung.

Text: Klaus Gabriel Peill

Webseite: www.quinta-essentia.de

Can’t buy me love …
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Klaus Peill

Klaus Gabriel Peill, Jahrgang 1961, Tantra- und Reiki-Lehrer, Familiensteller und spiritueller Wegbegleiter. Als ausgebildeter Bankkaufmann, Elektroingenieur und Tonmeister war er 20 Jahre in der Vermarktung professioneller Audiotechnik tätig. Seit April 2010 selbständiger Gesundheitspraktiker (BfG) mit Schwerpunkt Persönlichkeitsbildung leitet er Seminare und gibt körperorientiertes Einzel- und Paarcoaching als Lebenshilfe und Begleitung in Lebenskrisen & Veränderungsprozessen.

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3 thoughts on “Can’t buy me love …

  • 15. Juli 2019 um 22:12
    Permalink

    „Mens sana in corpore sano“.
    Hallo Klaus,
    mich nervt das Hinwerfen dieses als so richtig erscheinenden Satzes. Er wurde häufig im 3. Reich missbraucht.
    Auch körperlich eingeschränkte Menschen können über intellektuelle Fähigkeiten verfügen! Was ist für dich ein „gesunder Geist“? Dein Text wirkt so plakativ auf mich.
    Zu dereigentlichen Bedeutung des Zitats:
    Die Redewendung ist ein verkürztes Zitat aus den Satiren des römischen Dichters Juvenal. Satiren 10, 356: Orandum est, ut sit mens sana in corpore sano.
    „Beten sollte man darum, dass in einem gesunden Körper ein gesunder Geist sei.“
    Juvenals eigentliche Absicht zielte darauf, diejenigen seiner römischen Mitbürger zu geißeln, die sich mit törichten Gebeten und Fürbitten an die Götter wandten. Beten, meint er, solle man allenfalls um körperliche und geistige Gesundheit. Mens sana in corpore sano ist also nur im Zusammenhang mit dem Sinn und Inhalt von Fürbitten und Gebeten zu verstehen. Er hat also als Satiriker keineswegs behauptet, dass ausschließlich in einem gesunden Körper ein gesunder Geist stecke, sondern nur – da er meist das Gegenteil davon erlebt hatte –, dass es wünschenswert sei, wenn dem so wäre. Juvenal hat somit auch die sportlichen Idole seiner Zeit (60–127 n. Chr.) parodiert, deren geistige Fähigkeiten seiner Meinung nach wohl häufig hinter den körperlichen zurücktraten.

    Liebe Grüße
    Dörte

    Antworten
  • 16. Juli 2019 um 21:02
    Permalink

    Liebe Dörte,

    zunächst mal herzlichen Dank für Dein aufmerksames Lesen meines Beitrages und besonders auch die ausführliche Deutung des Zitates! Dessen Hintergründe waren mir beim Verfassen meines Textes nicht bewusst.

    Nun sehe ich drei Ansatzpunkte für eine Antwort an Dich:

    1. Dich nervt das „Hinwerfen“ dieses Satzes. Er wurde häufig im dritten Reich gebraucht …
    Gibt es zwischen diesen beiden Sätzen ein unausgeschriebenes „weil“?
    Tatsächlich braucht es einen Interpretationsraum, der die Frage was „gesund“ bedeutet in einen gesellschaftlich-zeitlichen Zusammenhang bringt.
    Da mein Text dem 21. Jahrhundert entstammt und ich die Ideologien des dritten Reiches ablehne, stimme ich Dir völlig zu wenn Du schreibst, dass „Auch körperlich eingeschränkte Menschen […] über intellektuelle Fähigkeiten verfügen!“
    Tatsächlich bin ich ein Bewunderer von Stephen Hawking …

    2. Du fragst, was für mich ein „gesunder“ Geist ist.
    Ungern mag ich etwas definieren, was dann eine Schlussfolgerung ermöglicht, was „ungesund“ sei. Ich habe ja schon einen Artikel mit der Frage „Sind sie normal oder gesund“ überschrieben, was ein bisschen ironisch in Frage stellt, ob ein „normaler“ Mensch als „gesund“ anzusehen sei.
    Für mich bedeutet ein „gesunder“ Geist eine Weltsicht ohne Scheuklappen, mit weitem Horizont. Eine Weltsicht die alles zulässt, beobachtend und ohne Wertung alles annimmt, was ist. Auch – um in Kontext zu bleiben – (eigene) körperliche Einschränkungen liebevoll annimmt um das Beste damit zu machen, was möglich ist.

    3. Du schreibst: „Dein Text wirkt so plakativ auf mich.“
    Ja, ich bemühe mich ausdrücklich, demonstrativ, einprägsam und deutlich meine Wahrheit in Worte zu fassen.
    Dabei bin ich mir ebenfalls bewusst, dass es Menschen gibt, die meinen Schreibstil als langweilig erachten und andere, die ihn provokant finden.
    Die Bedeutung einer Botschaft bestimmt nie der Sender, sondern immer der Empfänger. (nach Paul Watzlawick)
    Wenn also mein Text auf Dich plakativ wirkt, dann ist er es – für Dich.

    Danke nochmal für Deine Hinweise und Anregungen!

    Aloha,
    Klaus

    Antworten
  • 29. November 2020 um 16:35
    Permalink

    Lieber Klaus und liebe Dörte, mir gefällt euer Diskurs zum Thema — denn er regt mich zum Denke und Spüren an, wie ich über viele Dinge denke. Gesunder Geist kann in jedem Körper sein (wer definiert schon „Behinderung“ – oder „Normalität“?) — Am gesündesten sind für mich frei lebende Wildtiere in ihrer ursprünglichen Umgebung. Und die gesündesten Menschen sind für mich Nomaden, die mit ihren Herden immer weiter ziehen (sich wohl auch dabei immer weiter entwickeln) und im Einklang mit der Natur leben. Ist Gesundheit für uns Menschen in einer hochtechnisierten kapitalistischen Umwelt mit all ihrer Digitalisierung, Mechanisierung von Arbeitsabläufen und finanziellen Zwängen überhaupt möglich? Erfolgt Anpassung an diese Erfordernisse im Rahmen von Gesundheit oder verlieren wir dabei viele ursprüngliche intuitive Fähigkeiten? — ich lass die Antwort offen — Tantra ist für mich ein Weg, aus dem Hamsterrad auszusteigen (wenn auch zeitlich limittiert) und mich in meinem Ursprung zu erAhnen — im wahren wörtlichen Sinne.

    Antworten

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