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Tantramasseur für Frauen? – Ein geschlechtsspezifisches Angebot

Ich bin ein Mann und arbeite in meiner Praxis ausschließlich als Tantramasseur mit Frauen. Oft habe ich danach geforscht, worin Frauen einen Sinn sehen, wenn sie sich von einem Mann auf diese besonders intime Weise berühren lassen?

Vorausschicken muss ich, dass Frauen – im Gegensatz zu Männern – anfangs meist unter einer konkreten Fragestellung eine Tantramassage anstreben. Nebenbei entdecken sie schon in der ersten Massage, wie wohltuend und nährend achtsame und liebevolle Berührungen sind. Dieser Umstand kann Rechtfertigung genug für weitere Tantramassagen sein. Frauen mit Fragestellungen befinden sich vorwiegend in lebensverändernden Situationen. Selbstverständlich machen Massagen durch Tantramasseurinnen nicht minder Sinn, wie die von Tantramasseuren. Doch wo ist der entscheidende Unterschied?

„Ich möchte wieder Vertrauen zur männlichen Seite entwickeln!“

Die häufigste Aussage von Frauen mit Missbrauchshintergrund lautet: „Ich möchte wieder Vertrauen zur männlichen Seite entwickeln!“ Diesem Aspekt kann eine Tantramasseurin logischerweise nicht entsprechen.

Frauen, deren Leben sich gerade ändert – sei es durch Erreichen der Wechseljahre, Partnerverlust, aus dem Elternhaus scheidende Kinder, nahendes Berufsende, ja sogar Ablegen des Zölibats als Nonne und vergleichbar einschneidende Veränderungen – geben an, herausfinden zu wollen, was ihre eigene Weiblichkeit ist, besonders im Zusammenhang mit männlicher Energie.

Da gibt es auch die Gruppe von Frauen, denen es Schwierigkeiten bereitet, sich von Frauen intim berühren zu lassen.

Unterm Strich kann ich festhalten, dass meine Kundinnen im Kontakt mit männlicher Energie sein wollen. An dieser Stelle bin ich also der Stellvertreter der Männer bzw. ist meine männliche Energie stellvertretend. So weit, so gut! Aber warum tut´s dann nicht ein „gewöhnlicher“ Mann? Die Fragestellungen bleiben schließlich die gleichen. Ich durfte mich im Laufe der Jahre davon überzeugen, dass mir, als Tantramasseur, ein gewisser Vertrauensvorschuss gewährt wird – geht es doch um die Vermeidung von Angst vor Unachtsamkeit, Grobheit und Übergriffigkeit. Ich nenne dies „den sicheren Rahmen abstecken“.

Frauen suchen einen Tantramasseur aus folgenden Gründen:

  • Männliche Energie
  • Lebensverändernde Umstände
  • Was ist meine Weiblichkeit?
  • Der sichere Rahmen

Tantramasseur vs. Tantramasseurin

Gegenüber einer Tantramasseurin sticht nur der Aspekt der männlichen Energie hervor. Tantramasseure sollten sich der Bedeutung ihres Mann-Seins bewusst sein, wenn sie Frauen, in deren Bestreben nach Ergründung ihres Selbst, behilflich sein wollen. Präsenz zeigen, als achtsamer und fürsorglicher Mann, ist hier der Schlüssel. Von einem Mann auf so achtsame und bewusste Weise in einen wachen Zustand des Wohlbefindens und der Sinnlichkeit gebracht zu werden, ist für eine Frau eine Offenbarung. Das Vertrauen zur männlichen Seite darf sich einstellen bzw. vertiefen. Durch die verehrende männliche Annahme in den Tantramassagen gelingt es den Frauen über die Zeit immer besser, sich in ihrer Weiblichkeit und ihrem So-Sein anzunehmen. Das ist die eigentliche Aufgabe dieser „Nischen-Arbeit“.

Leider ist die Nachfrage nach Tantramassagen auf der Frauenseite noch recht gering. Das hat zur Folge, dass nur wenige Männer eine berufliche Perspektive in der Tantramassage für Frauen sehen. Vergleicht man die Zahlen der Anbieter*innen zum Beispiel auf dem Portal www.yoni-massage.info, so sind dort von 60 Einträgen lediglich 9 von Männern belegt. Das Gros der Tantramassagen für Frauen bieten Frauen an. Was aber noch kein Indiz dafür ist, dass Frauen verstärkt Tantramasseurinnen aufsuchen. In der Regel massieren Tantramasseurinnen hauptsächlich Männer und führen das Angebot für Frauen quasi nebenher mit, bis auf wenige Ausnahmen.

Mein Fazit:

Der Tantramasseur für Frauen erfüllt, trotz aktuellem Nischendasein, eine spezielle wichtige Aufgabe!

Tantramasseur für Frauen?

Ralf Buchty

Jahrgang 1959, Heilpraktiker für Psychotherapie mit den Schwerpunkten systemische Paar- und Sexualtherapie, Certified Sexological Bodyworker (IISB Zürich), Sexualpädagoge (isp Dortmund), seit 2008 Tantramasseur in eigener Praxis. 2014 Institutsgründung Sexological Bodywork NRW (Workshops, Seminare, Kurse).

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3 thoughts on “Tantramasseur für Frauen?

  • 22. Februar 2019 um 19:37
    Permalink

    Sehr schöner Artikel! Ich erkenne mich und meine Gedanken fast überall wieder!
    Seit knapp acht Jahren gehe ich regelmäßig zu Tantramasseuren bzw. seit einigen Jahren zu meinem Stammmasseur. Mein Ausgangspunkt war auch „Ich möchte Vertrauen zu den Männern aufbauen, festigen und stärken“. Mir war sofort klar, dass das nur mit einem männlichen Masseur geht. Und ich brauchte den sicheren Rahmen der professionellen Tantramassage.
    Im Laufe der Zeit habe ich mir mit Hilfe von drei Masseuren eine gute Basis von Vertrauen gegenüber den Männern aufgebaut. Jetzt, wo die sichere, stabile Grundlage geschaffen ist, widme ich mich verstärkt mit der Frage, was mich persönlich als Frau ausmacht . Ich fühle mich viel stärker mit meiner Weiblichkeit, meiner Yoni und meinem Brüsten verbunden und fühle mich auch als Frau!!! Danke, ihr drei! Namastè!

    In dem Sinne stimme ich Ralf Buchtys Aussage „Der Tantramasseur für Frauen erfüllt, trotz aktuellem Nischendasein, eine spezielle wichtige Aufgabe!“ voll und ganz zu! Es ist ein wundervolles Angebot für Frauen, die sich und ihre Weiblichkeit besser kennen und liebenlernen und auch den Männern wieder mehr vertrauen möchten!

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  • 14. März 2019 um 16:19
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    Um Vertrauen zu Männern aufzubauen braucht es einen professionell ausgebildeten Mann! Das ist heftig, aber wohl auch wahr.
    Ich bin damals vor 6 Jahren explizit zu einer Tantramasseurin gegangen. Ein Mann wäre für mich nicht in Frage gekommen. Ich hätte ein Problem mit dieser „bezahlten männlichen Dienstleistung“ gehabt. Dadurch konnte ich die sich so anders anfühlenden Berührungen durch die Hände einer Frau erfahren und konnte mich auch viel leichter den intimen Berührungen hingeben. Ich dachte: Eine Frau weiß einfach besser Bescheid, wie eine Frau fühlt und berührt werden will. Für mich war es stimmig. Heute liebe ich die Berührung von Männern und deren männliche Energie … wie damals auch schon, nur jetzt noch viel intensiver. Aber dennoch: Mit Bezahlung würde es mir keinen Spaß machen. Ja das Problem der „bezahlten männlichen Dienstleistung“ ist für mich immer noch aktuell! Ein Kopfproblem?

    Antworten
  • 22. März 2019 um 0:25
    Permalink

    Ich bin vor 1,5 Jahren ganz bewusst zu Ralf gegangen. Ich war sehr lange verheiratet, meine Vorgeschichte führte auch zu der Ehe, die gut war, aber das Sexuelle trat absolut in den Hintergrund. Ich hatte davor nicht so tolle Dinge und auch Schlimmes erfahren. Nach der Trennung kam der innerliche Drang, dies für mich in Ordnung zu bringen. Das war ersteinmal nur ein Gefühl und googelte nach Möglichkeiten. Da bin ich auf Ralfs Seite gestoßen und fühlte mich so angesprochen, so dass ich nicht zögerte eine Massage zu buchen. Für mich war das dieser geschützte Raum – mit mir kann nichts passieren, ich kann alles sagen und mich zeigen. So war es dann auch. Diese Begegnung, die ich dann einige Male in Anspruch genommen hatte, hat mein ganzes Leben verändert, meine innere Sicht zu mir Selbst, meine Sexualität. Mein tiefstes Inneres ist explodiert und ich hatte so die unglaublich schöne (und auch anstrengende) Möglichkeit, die Bilder neu zusammensetzen zu können. Meine Sicht, meine Wahrnehmung (Gerüche, Geschmäcker, Berührungen) und meine Eigenwahrnehmung waren neu geboren. Ich fühle mich vollständig mit meinem Sein und bin offen und neugierig. Das war das Unglaublichste und Allerbeste, was mir persönlich widerfahren ist. Ich kann andere Frauen nur dazu ermuntern! Und warum sollte man dafür kein Geld bezahlen, es geht ja dabei um Dich, was in Dir passiert. Ralf hat mir geholfen, mich selbst zu sehen – das sollte man bitte nicht mit der Tätigkeit eines Callboy verwechseln.

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